Naturnaher Gehölzschnitt – so geht es richtig

Einige Worte zum Anfang

‚Wer so Gehölze schneidet, frisst auch kleine Kinder‘ – An diese Worte eines Bekannten muss ich denken, wenn ich ‚rasierte‘ bzw. uniform in Kugeln geschnittene Sträucher sehe. Im Hausgarten sollten Pflanzen so gewählt werden, dass sie genügend Platz zum Wachsen haben. Da dies öfter nicht ‚passt‘, dient der Schnitt primär der Eingrenzung der Dimensionen. Bei veredelten Obstgehölzen ist der Schnitt für entsprechenden Ertrag notwendig.
Generell sollte gelten:
Erscheinungsbild erhalten = nie die arteigene Wuchsform zustören = ‚unsichtbarer‘ Schnitt
‚Dickicht‘ vermeiden = alle schwachen, kranken oder toten Triebe entfernen + bei sich kreuzenden Ästen einen ganz entfernen + bei zu großer Dichte die ältesten Triebe ganz raus
maximal 30 % des Holzes auf einmal herausschneiden = Vermeidung von Wassertrieben
Die Schnittmaßnahmen sollten zwischen 01.10. und 28.02. stattfinden – dann gibt es keine Probleme mit dem Landschaftsgesetz, da außerhalb Vogel-Nestbau- bzw. Brutzeit.

Ziergehölze

Im Laufe der Jahre ist, besonders bei den heutigen Gartengrößen, ein Rück-/Verjüngungsschnitt notwendig. Auch hier gelten die Grundsätze:
Erscheinungsbild erhalten, ‚Dickicht‘ vermeiden, max. 30 % auf einmal. Alte Triebe werden möglichst an der Basis entfernt. Ansonsten wird unmittelbar über einem Auge oder an einer Verzweigung geschnitten.
Eine Ausnahme stellen die Rosen dar; hier muß der Schnitt ca. 1 cm über dem Auge stattfinden, da immer noch ein Stück eintrocknet.
Der ideale Schnittzeitpunkt unter ökologischen Aspekten ist normalerweise der Februar bei frostfreiem Wetter. Samen u.a. können so im Winter Vögeln als Nahrung dienen. Nur die Frühjahrsblüher werden dann nicht geschnitten, da dies ja den Verlust der Blütentriebe bedeuten würde. Hier findet der Schnitt sinnvollerweise direkt nach der Blüte statt. Dabei ist aber auf Vogelbrut u.a. zu achten ! Viele Gehölze können aber auch im Herbst nach dem Laubfall geschnitten werden.

Speziell

Forsythie:
die Triebe, die geblüht haben, werden auf eine Verzweigung zurückgenommen; wenn der Strauch älter und dichter wird, sollte ein Teil der verblühten Triebe so knapp wie möglich über dem Boden abgeschnitten werden, um ‚Dickicht‘ zu verhindern; die stärksten Langtriebe werden auf eine Verzweigung zurückgenommen
Frühlingsflieder:
es werden nur die abgeblühten Rispen entfernt, ohne die darunterstehenden Neutriebe zu beschädigen; werden die Sträucher zu groß, wird im Winter einmal komplett auf junge Stammaustriebe oder auf kräftige Verzweigungen verjüngt (dann keine Blüte im folgenden Frühjahr !!!)

Gut zu wissen

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